Deutsch-deutsche Treffen vereinbart
Konferenz der Amateurboxer aus Ost und West in Hof
Hof - Im Hotel „Strauß" in Hof trafen sich aufgrund einer Einladung des
Bayerischen Amateur-Box-Verbandes (BABV), Vertreter des Deutschen
Boxverbandes (DBV) zu einem Gespräch, um Vereinbarungen für einen künftigen
Sportverkehr zwischen dem bayerischen Verband und den sportlichen
Institutionen der Bezirke des ostdeutschen Verbandes festzulegen. Der
Einladung des BABV-Präsidenten Jo Henning (Dachau) waren Prof. Frieder
Sieber (Präsidiums-Mitglied des DBV), Hans Mengelsdorf (Vorsitzender des
Bezirkes Karl-Marx-Stadt) und Klaus Diefenbach (Sektionsleiter, ebenfalls
Karl-Marx-Stadt) gefolgt, welche zu verstehen gaben, auch im Sinne der
übrigen Südbezirke der DDR sprechen zu können. Seitens des BABV waren
außerdem Vizepräsident Hubert Chwala (Eichstätt), Landes-Sportwart Kurt
Willenbacher (Landshut) sowie Rechtswart Hans Schübel (Hof) vertreten.
Präsident Henning dankte den DDR Vertretern, daß mit ihrem Erscheinen diese
Runde zustande kam. Prof. Sieber wie auch Hans Mangelsdorf brachten zum
Ausdruck, die politische Wende in ihrem Lande habe die Voraussetzungen dafür
geschaffen. Trotzdem im Vorstand des DBV der DDR grundsätzliche personelle
Änderungen vorgenommen und eine Erneuerung der Wirtschaftstruktur unter
Einbeziehung von Werbeverträgen im Bereich des Sports nicht ausbleiben
werden, könne es über eine Kontaktaufnahme hinaus bereits jetzt schon auf
Verbands- und Vereinsebene zu Festlegungen sportlicher Wettkämpfe kommen. Jo
Henning nahm dies mit Freude zur Kenntnis, räumte aber ein, daß es für die
bayerischen Athleten nicht leicht sein werde, gegen DDR-Boxer,welche mit
Cuba und der UdSSR zur Weltspitze zählen, zu bestehen. Er habe daher immer
etwas neidvoll das Geschehen im anderen Teil Deutschlands verfolgt, weil in
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Bundesrepublik infolge einer „humanitären Gefühlsduselei" das Boxen ohne
Trennung an Amateur- und Profiboxsport immer noch als Prügelknabe bezeichnet
werde. Obwohl z. B. Langzeitstudien in Köln und Schweden ausweisen, daß
Amateurboxen in der Unfallstatistik an 17. bzw. 23. Stelle rangiert, werde
diesen Sport seitens der Medien immer noch der Mantel des Negativ-Images
umgehängt, meinte Henning.
Von seiten der DDR-Delegation wurde gesagt, daß Boxen im Bezirk
Karl-Marx-Stadt hinter Eiskunst- und Schnell-Lauf, Leichtathletik, Fußball
und Schwimmen rangiere, aber bereits in den Schulen nach Sichtung und
körperlicher wie medizinischer Überprüfung Zehnjährige an den Boxsport
herangeführt würden.
Auf die Frage von Hans Schübel, welchen Weg der DDR-Boxsport künftig
einschlagen werde, antwortete Bezirksvorsitzender Mangelsdorf, daß er
grundsätzlich gegen das Berufsboxen sei und gegebenenfalls dafür eintreten
würde, daß DDR-Spitzenboxer lieber an die Bundesliga der Bundesrepublik
ausgeliehen werden sollten. Vereinbart wurde, daß am 12./14. Oktober 1990
eine bayerische Junioren-Auswahl neben Polen, Bulgarien, dem Bezirk Halle
und den Gastgeber Karl-Marx-Stadt an einem internationalen Turnier
teilnehmen wird. Außerdem findet Anfang März ein gemeinsamer Lehrgang mit
Junioren der DDR und des BABV in der Sportschule München-Grünwald statt. Ein
Junioren-Vergleichskampf und danach ein Start im Seniorenbereich zwischen
einer Bayern-Auswahl und der Vertretung des Bezirkes Karl-Marx-Stadt (welche
nach Aussage von Prof. Sieber bis da), in vielleicht schon als Landesauswahl
Sachsen bezeichnet werden könnte) vervollständigen das Programm. Zum Schluß
gab Hans Mangelsdorf noch zu verstehen, daß dem bereits geplanten
Vergleichskampf am 5. Mai in der Hofer Freiheitshalle zwischen der
Boxgemeinschaft Hof/Selb und Plauen/Oelsnitz ebenfalls nichts im Wege stehe. H. Sch. |